Zu den negativen Aussagen des Wissenschaftsrates des Landes NRW über die Medizinstudiengänge der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und den ihr angeschlossenen Kliniken in OWL, zu denen auch die Mühlenkreiskliniken gehören, äußert sich der Kreistagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, Siegfried Gutsche:
Seit 2016 studieren angehende Ärztinnen und Ärzte erfolgreich an den Mühlenkreiskliniken und im Klinikum Herford im 7. und 8. Semester. Insgesamt absolvieren jährlich 120 Studentinnen und Studenten den praxisorientierten Abschnitt des Studiums hier vor Ort in OWL. Und etwa 30 Studentinnen und Studenten haben sich inzwischen dazu entschlossen, in unseren Kliniken ihr praktisches Jahr (PJ) unmittelbar vor der endgültigen Abschlussprüfung durchzuführen. Damit wird der angestrebte Klebeeffekt teilweise bereits erzielt.
Die Medizinstudierenden in Ostwestfalen-Lippe haben ihre klinische Ausbildung bewertet. Dabei schneiden die Standorte sehr gut ab. Je nach Disziplin und Unterrichtsart liegen die Durchschnittsnoten zwischen 1,0 und 1,8.
Fest verankert im Kooperationsvertrag zwischen der RUB und den Universitätskliniken ist eine regelmäßige Evaluation der Lehrqualität. Alle Studierenden sind verpflichtet, die Vorlesungen und Seminare sowie den Unterricht am Krankenbett mit klassischen Schulnoten von „sehr gut“ bis „ungenügend“ zu bewerten – selbstverständlich absolut anonym. Damit liegen die Durchschnittsnoten deutlich über der durchschnittlichen Bewertung der übrigen Medizinfakultäten im Land. Der Wert dort liegt bei der Note 2,8.
Die überdurchschnittlich gute Bewertung der Lehre an den hiesigen Kliniken liegt einerseits an dem hervorragenden Engagement der lehrenden Professoren und deren Fachexpertise; anderseits an dem günstigen Verteilungsverhältnis zwischen der Anzahl der Studenten und der ihnen zugeordneten lehrenden Professoren.
In dem kürzlich vom Wissenschaftsrat vorgelegtem Gutachten wird dieser Aspekt der Lehre praktisch nicht berücksichtigt. Vielmehr wird der Schwerpunkt auf entsprechende Forschungsaktivitäten an den Medizinfakultäten gelegt. Es war leider von vornherein zu erwarten, dass die Ruhr-Universität Bochum bei dem Gutachten hinsichtlich der Forschungsaktivitäten im Verhältnis zu den übrigen Medizinfakultäten negativ beurteilt wird.
Zumal hierbei erwähnt werden muss, dass das Land NRW ein Förderprogramm für die Medizinfakultäten des Landes aufgelegt hat, bei dem lediglich die Medizinfakultät der Ruhr-Universität Bochum nicht berücksichtigt wird.
Aus Sicht der Grünen findet hier eine eklatante Ungleichbehandlung statt. Und nun wird das RUB-Modell auch noch von dem einseitigen Gutachten des Wissenschaftsrates, insbesondere die angeschlossenen Kliniken in OWL betreffend, in Frage gestellt.
Deshalb fordern die Grünen in diesem Zusammenhang die einheimischen Landtagsabgeordneten auf, sich für das RUB-Modell in OWL verstärkt einzusetzen. Medizinische Versorgung im ländlichen für die Zukunft zu sichern, ist das bisherige Ziel des RUB-Modells mit den angeschlossenen Kliniken in OWL.
Wir benötigen gute, praktisch ausgebildete Ärztinnen und Ärzte, die die Vorteile der Lehre und der Region erkennen und sich entschließen vor Ort zu bleiben. Deshalb fordern wir, die Anzahl der Studierenden an den Mühlenkreiskliniken schnellstmöglich zu erhöhen.