Überackerung von Wege- und Straßenseitenstreifen stoppen
Die grüne Kreistagsfraktion Minden-Lübbecke unternahm mit grünen Mitgliedern aus Hüllhorst und anderen Ortsverbänden eine Begehung zur Überackerung von Wege- und Straßenseitenstreifen in Hüllhorst. Dazu nimmt die Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag Cornelia Schmelzer Stellung:
„Ein erschreckendes Ergebnis zeigten unsere Messungen bei Überackerungen von Wegeseitenstreifen an verschiedenen Feldrändern in Hüllhorst. Es wurden zum Beispiel am Mühlenweg an den Feldseitenrändern insgesamt mehr als
2 m öffentliche Grünstreifen übergepflügt. Das entspricht auf einer Straßenlänge von 500 Metern, einem ehemals wertvollen Grünstreifen für Tiere und Pflanzen, von mehr als 1.000 m2. Dieses kommunale Eigentum nimmt der Landwirt unrechtmäßig in seine Bewirtschaftung auf, ohne dass es bislang Folgen für ihn hat. Und die Kommune vergibt die Chance diesen wertvollen Grünstreifen nach ökologischen Gesichtspunkten zu pflegen. Hüllhorst steht für uns hier beispielhaft für viele, Städte, Gemeinden und den Kreis Minden-Lübbecke, die sich Biotope wegnehmen lassen und die Möglichkeit verpassen, sich auf den eigenen Flächen für mehr Natur- und Artenschutz einzusetzen. Diese Wege- und Straßenseitenstreifen sind bei einem standortgerechten Bewuchs u.a. mit Blühpflanzen ein wertvolles Reservoir für Insekten und Amphibien und damit Nahrungsraum für unsere Vögel. Wir fordern, dass die Städte und Gemeinden mit dem Kreis zusammenarbeiten, um Strategien zur Rückgewinnung grüner Wege- und Straßenseitenstreifen zu entwickeln.
Denn es ist zu bedenken, dass der Landwirt nicht nur für die unrechtmäßig überackerte Fläche Pacht an die Stadt, Gemeinde oder den Kreis spart, sondern auch durch die zusätzliche Fläche mehr Ertrag erwirtschaftet. Und zusätzlich erhält er auch noch eine Flächenprämie. Diese Prämie der EU wird über die Landwirtschaftskammer kontrolliert, gemessen und ausgezahlt. Aus grüner Sicht ist das rechtswidrig. Bei der Beantragung der Flächenprämie hat der Landwirt Einblick in die Flurstückgrenzen über das elektronische Programm der Landwirtschaftskammer ELAN. Er sieht also genau, ob es seine Fläche ist oder die eines anderem Eigentümers, zum Beispiel der öffentlichen Hand“. betont die grüne Fraktionsvorsitzende Cornelia Schmelzer.
Dazu äußert sich Jutta Klare-Steinbrink, grüne Ratsfrau aus Hüllhorst: „Wir wünschen uns von einigen Landwirten mehr Sensibilität zum Erhalt von wertvollen Biotopen für Pflanzen und Tiere. Denn ungeachtet der Tatsache, dass es schon viele Landwirte gibt, die Bereitschaft zeigen an ökologisch ausgerichteten Förderprogrammen wie Vertragsnaturschutz teilzunehmen, konnte der Verlust wertvoller Arten bisher nicht verhindert werden“.
Feldwegeseitenstreifen bilden wertvolle Vernetzungsstrukturen und sind wichtige Rückzugsnischen für Insekten. Der Erhalt dieser streifenförmigen Lebensräume ist beim derzeitigen Insektensterben heute wichtiger denn je. Um ihnen einen Lebensraum zu erhalten, ist es notwendig, dass die Wege- und Straßenseitenstreifenvegetation hochwachsen kann und in diesem hohen Zustand auch in den Winter geht. Denn die meisten Insekten legen im Sommer ihre Eier besonders in die hohen Stängel ab, die darin überwintern. Deshalb ist es für die Kommunen und für den Kreis wichtig bei der Pflege der Wegeseitenstreifen eine auf Ökologie ausgerichtete Mahd durchzuführen. Der Verzicht einer jährlichen oder nur abschnittsweise späteren Mahd ermöglicht die Entwicklung und den Erhalt eines wichtigen Lebensraumes für Tiere und Pflanzen. Dabei muss an Kreuzungen sicherlich zur Unfallverhinderung und –verhütung mehrmals im Jahr gemäht werden.
Und so sind die GRÜNEN im Kreistag Minden-Lübbecke mit ihrem Antrag zur Rückgewinnung grüner Wegeseitenstreifen, der bereits im letzten Jahr gestellt wurde, auf dem richtigen Weg. Denn die Kreisverwaltung ist dabei die kreiseigenen Wegeseitenstreifen konzeptionell in der Biodiversität zu betrachten. Und bei unbefugter Nutzung sollen sie wieder für die Natur zurückgewonnen werden.
Unsere Feldmessungen an verschiedenen Standorten haben gezeigt, dass in den Kommunen viel Potential steckt grüne Wegeseitenstreifen zurückzugewinnen.
Anlagen:
– Kartenmaterial der Geobasis NRW zur Büttendorfer Straße und zum Mühlenweg
– Foto zu Messungen der GRÜNEN Kreistagsfraktion in Hüllhorst zur Überackerung von grünen Wege- und Straßenseitenstreifen.
2019_03_05 PM Überackerung von Feldwegeseitenstreifen stoppen