GRÜNE für Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326 in Stukenbrock

Die GRÜNE Kreistagsfraktion bekennt sich zur politischen Verantwortung für eine lebendige Erinnerungskultur und steht für eine erfolgreiche und nachhaltige Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326.

„Wir GRÜNE wollen die notwendigen Unterstützungsbeschlüsse fassen und hoffen auf eine breite Mehrheit im Kreistag. Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine haben wir eine besondere Verantwortung zur Förderung der Erinnerungskultur und beim Stalag handelt es sich um das größte Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Die Pläne laufen seit Jahren. Bund und Land wollen jeweils 30 Millionen Euro investieren und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe 10 Millionen Euro. Der Kreis soll sich frühestens ab dem Jahr 2024 nach Gründung der Stiftung mit max. 10.000 Euro an den Vorlaufkosten beteiligen und frühestens ab dem Jahr 2030 mit maximal 93.500 Euro jährlich an den Betriebskosten. Das OWL-Projekt von bundesweiter Tragweite muss zügig umgesetzt werden. Die Gedenkstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock wird als einzigartiger Erinnerungsort und Ort der historisch-politischen Bildung dazu beitragen, die Lücke in der Erinnerungskultur weiter zu schließen und die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus voranzutreiben“, sagt Cornelia Schmelzer, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag.

Dr. Petra Spona, Historikerin und Grünes Kreistagsmitglied berichtet aus einem Besuch von Kreistagsmitgliedern in der Gedenkstätte: „Der Gedenkort wurde vor 30 Jahren von einem Förderverein aufgebaut und seither betreut, von Ehrenamtler*innen, die zermürbt sind von der Überlastung und der fehlenden finanziellen Unterstützung. Resignation und letzter Hoffnungsschimmer waren der Eindruck, den wir beim Besuch dort hatten. Der Förderverein hat wertvolle Aufbauarbeit geleistet, die nun professionalisiert und weitergetragen werden muss. Das hat auch der CDU-Landespolitiker André Kuper erkannt, der sich jahrelang für die Gedenkstätte und ihren Ausbau eingesetzt hat. Er hat ausdrücklich unsere volle Unterstützung“.

Zu manchmal geäußerter Kritik, der Ausbau sei überdimensioniert, merkt Petra Spona an, dass es bereits eine intensive Überarbeitung gegeben habe. „Das Eingangsgebäude hat in den aktuellen Plänen lediglich noch 17% der ursprünglich angedachten Größe. Auch das Personal ist minimal gerechnet. Aber Stalag 326 wird eine internationale und multiperspektivische Forschungseinrichtung sein, die Besucher*innen und Forscher*innen aus Deutschland und vor allem dem osteuropäischen Ausland, nämlich den ehemaligen Sowjetrepubliken anziehen wird, darunter auch Ukraine und Russland. Eine Gedenkstätte, die ihren Bildungs- und Forschungsauftrag ernst nimmt, wissenschaftlich und pädagogisch wertvoll und breit wahrgenommen sein will, kann man nicht ausstatten wie ein Heimatmuseum. Für den Kreis Minden-Lübbecke kommt hinzu, dass es eine direkte Verbindung zum Stalag 326 gibt, denn dieses beschickte auch das Bergwerk Kleinenbremen mit Arbeitskräften. Dazu gibt es bereits eine projektweise Zusammenarbeit, die ausgebaut werden sollte.“

 

 

„Im Stalag 326 haben sich Kernbereiche der Lagerstruktur bis heute erhalten“, erläutert Petra Spona. „Hier wurden Kriegsgefangene nach ihrer Arbeitskraft selektiert und von hier aus zu Arbeitskommandos verschickt. Die Prozedur von Registrierung, Entlausung und Musterung war ein erniedrigender, entmenschlichender und entrechtender Vorgang und lässt sich in der Gedenkstätte eindrücklich zeigen. Zum Ausbau der Gedenkstätte soll ein sieben Hektar großes Areal aus dem Gelände der Polizeischule herausgetrennt werden. Die noch vorhandenen historischen Bauten Entlausungsstation und die Arrestbaracke sollen hergerichtet werden. Standorte und Grundrisse der verschwundenen Häftlingsbaracken sollen im Gelände sichtbar werden, digitale Stationen das Leben im Lager veranschaulichen. Ein Besucherzentrum mit Wechselausstellungsfläche und Büros soll als Neubau ergänzt werden. In Zeiten zunehmender Fake-News und immer seltener möglichen Zeitzeugenberichten spielen authentische Orte wie Gedenkstätten eine immer bedeutendere Rolle, zudem dieses Lager als reines Verteil-Lager für Zwangsarbeiter mit Einsatzgebieten vor allem im Ruhrgebiet und Westfalen eine besondere Stellung hat und Forschungen dazu rar sind.

 

Durch ihren speziellen Kontext wird die Gedenkstäte auch zu einem Ort der Völkerverständigung. Denn sie gedenkt dessen, dass etwa die Hälfte der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland im Zweiten Weltkrieg, nämlich über drei Millionen, die Gefangenschaft nicht überlebten. Im NS-Deutschland als Untermenschen abgewertet, wurden vor allem die sowjetischen Gefangenen in Kriegsgefangenenlagern systematisch ausgebeutet und ihr Tod mindestens billigend in Kauf genommen. So ist es kein Zufall, dass es im Lager auch einen gesonderten Bereich gab, in dem westliche Kriegsgefangene separat untergebracht waren. Die Dimension dieses Verbrechens spiegelt sich leider bis heute in der deutschen Erinnerungskultur noch nicht angemessen wider. Schon allein aus Respekt vor den Opfern und ihrer Nachfahren, aber auch als Beitrag für ein auf Humanität zielendes europäisches Erziehungs- und Wertesystem muss diese Gedenkstätte gefördert werden.

 

Es ist bemerkenswert und sehr positiv, dass die demokratischen Parteien auf Landes- und Bundesebene in enger Kommunikation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe gemeinsam die notwendigen Finanzierungszusagen gemacht haben. Es ist nun an uns, die letzten Beschlüsse auf den Weg zu bringen“, sagt Petra Spona, grünes Kreistagsmitglied.

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