Chancen und Risiken von Photovoltaik auf Freiflächen

Ist AgriPV die Lösung?

Die GRÜNE Kreistagsfraktion und der Westfälische-Lippische Landwirtschaftsverband Minden-Lübbecke hatten in Petershagen-Meßlingen zu einer Veranstaltung zum Thema AGRI-PV eingeladen. Kernthema war die Frage, wie mit Photovoltaikanlagen auf Äckern eine Chance genutzt werden kann, die landwirtschaftliche Nutzfläche zusätzlich mit Stromerzeugung zu bewirtschaften.

Dabei ging Thomas Schoppe, Fachberater für Freiflächen-Photovoltaik beim WLV land.solar auf bauplanungsrechtliche Aspekte ein. Der WLV land.solar bietet als kostenlose Erstberatung eine unverbindliche Wirtschaftlichkeitsanalyse und eine Einschätzung der Rahmenbedingungen an. Projektbezogen unterstützt der WLV land.solar Interessenten und Flächeneigentümer für die Schaffung planungsrechtlicher Voraussetzungen und bei der Vertragsgestaltung. Bei der mit über 60 Teilnehmer*innen, überwiegend aus der Landwirtschaft, sehr gut besuchten Veranstaltung wurden auch Fragen zum Erbrecht und Höferecht thematisiert. Denn das ist der Schlüssel für das Interesse der aktiv wirtschaftenden Landwirte, dass die PV-Anlage Teil des Betriebsvermögens wird und nicht an Investmentgesellschaften übergeht. Weiter kam die Forderung an die Politik auf baurechtliche Planungsschwierigkeiten abzubauen. Als weitere Referentin war Prof. Dr. sc.agr. Kerstin Wydra von der Fachhochschule Erfurt geladen. Sie ist Mitautorin der Studie „Potential der AgriPV in Thüringen“. Sie stellte die Vorteile der AgriPV-Nutzung vor: doppelte Flächennutzung, den Schutz der Anbaufrüchte vor Witterungsschäden, höhere Erträge und eine große Einsparung bei der Bewässerung besonders in Trockenjahren für den Beerenobstbau. Ihr Forschungsprojekt hat diese Effekte bereits nachgewiesen. Am Beispiel einer Fruitvoltaik-Anlage mit einer Stromquelle von 1,2 MWp bei einer Größenordnung von mehr als 4.500 Solarmodulen kann Strom für 400 Haushalte pro Jahr produziert und gleichzeitig 4.500 Johannisbeersträucher überdacht werden. Dabei konnte eine Ernte von 23 Tonnen pro Jahr erzielt werden. Unter dem Schutzschirm der PV-Module entstehen bis zu 10 °C kühlere Temperaturen und somit eine höhere Bodenfeuchtigkeit. Gleichzeitig werden große Mengen von Kunststoffplanen eingespart und somit das Abfallaufkommen reduziert. Zahlreiche weitere Erfolgsmodelle u.a. aus Niedersachsen, Baden-Württemberg, Brandenburg und Italien wurden beispielhaft dargestellt.

Cornelia Schmelzer, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag ist überzeugt:

„Die produktionsintegrierte Energiegewinnung durch die Agri-Photovoltaik über Obst- und Beerenkulturen stellen eine kluge Lösung und eine Aufwertung der landwirtschaftlichen Flächen dar. Wir haben hier im Kreis sehr viel Potential. Mit der Agri-PV wird nicht nur wertvolle Fläche eingespart, sondern auch gleichzeitig Nahrungsmittel sowie erneuerbare Energie produziert. Wir brauchen genau solche nachhaltigen und intelligenten Antworten, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Für die Landwirtschaft bieten sich zusätzliche Einkommensmöglichkeiten aus der Stromproduktion bei gleichzeitigem positiven Nutzen für die Umwelt durch Wasserersparnis, Erhöhung der Artenvielfalt und geringeren Schäden durch Hagel, Frost und Starkregen.“

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde über die vorgestellten Ergebnisse und deren voraussichtliche Auswirkungen konstruktiv diskutiert.

„Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und vor allem bei den beiden Referenten und den Vertretern des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes für die gemeinsame Veranstaltung“, so die grüne Kreistagsfraktionsvorsitzende Cornelia Schmelzer. 

Anlage Foto: © Fraunhofer ISE. Die Agri-Photovoltaik-Anlage über Apfelbäumen in Kressbronn am Bodensee

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