Die Kreistagsfraktionen von CDU und Grünen möchten der Öffentlichkeit Details zur Auswahl des Grundstücks für einen möglichen Krankenhausneubau im Lübbecker Land geben.
Am Montag, den 31.10.2022, steht im Kreistag u.a. die Auswahl des Geländes für einen möglichen Neubau der Mühlenkreiskliniken im Lübbecker Land an. Im Vorhinein hatte sich der Kreistag für eine Matrix entschieden, nach der die eingehenden Grundstücke geprüft, bewertet und gerankt wurden. Die Matrix thematisierte sehr unterschiedliche Aspekte von der Erreichbarkeit, der Verkaufswilligkeit der Eigentümer, über die Anbindung an Straßen und Öffentlichen Verkehr, der Grundstücksgröße, planungsrechtliche Eckdaten, die Bodenbeschaffenheit, Attraktivität des Umfelds und Zentrumsnähe, Behinderungen wie Strommasten oder Bahnübergänge etc.
Detlef Beckschewe, Fraktionsvorsitzender der CDU, erklärt dazu: „Bei einem solchen Projekt sind viele Faktoren zu berücksichtigen, um eine zukunftsfähige Auswahl zu treffen. Leider war kein angebotenes Grundstück wirklich optimal. Die Grundstücke in Lübbecke waren nicht verfügbar, was einem k.o.-Kriterium gleichkommt. Aber wir haben mit der jetzigen Nr. 1 ein Grundstück gefunden, das gute Bedingungen bietet, wenn wir bestimmte Anpassungsmaßnahmen durchführen.“
Gemeint ist das Grundstück in Espelkamp an der Gabelhorst. Mit einer Fläche von 6 ha westlich der Straße Gabelhorst und 10 ha zwischen Gabelhorst und B239 verfügt es über die in der Matrix geforderte Fläche von 16 ha. Hiervon waren 10 ha vorgesehen für den eigentlichen Neubau und 6 ha für mögliche Erweiterungen oder Ansiedlungen, z.B. Unternehmen im Medizinsektor, die sich in räumlicher Nähe eines Krankenhauses positionieren möchten.
Michael Grosskurth, der für die CDU im Kreistag sowie Interimsvorsitzender des Verwaltungsrates der MKK ist, nennt eine der geplanten Anpassungsmaßnahmen. „Sowohl öffentlich als auch innerhalb des Kreistags war es sehr bedauert worden, dass bei einem Umzug der Klinik inklusive des Zentrums für Seelische Gesundheit die Patient*innen den viel gelobten und für die Gesundung relevanten Erholungswald verlieren würden, der an das Lübbecker Krankenhaus grenzt. Wir hatten daher im Hinterkopf, auch auf dem neuen Gelände einen Erholungsbereich einzuplanen. Da das nun favorisierte Grundstück bewaldet ist, schlagen CDU und Grüne vor, dass etwa 4 ha des nördlichen Waldes als Patientenwald für Entspannung und zur therapeutischen Unterstützung in das Krankenhausgelände integriert werden.“ Cornelia Schmelzer, Fraktionssprecherin der Grünen, ergänzt: „Wir haben das Grundstück bereits ein zweites Mal besichtigt, auch im Beisein eines Försters und Umweltexperten. Alle sagen übereinstimmend, dass der nördliche Wald ein alter, sehr naturbelassener und wertvoller Mischwald ist. Diesen wollen wir schützen. Viele Menschen wissen gar nicht“ betont Schmelzer, „dass für diesen Teil des Waldes ein Bebauungsplan gilt, d.h. derzeit kann jeder Eigentümer den Wald roden. Wir leiten nun einen Prozess ein, den Flächennutzungsplan so zu ändern, dass es ich zukünftig um einen geschützten Wald und damit kein Bauland mehr handelt. Es ist zwar bedauerlich, dass die etwa 6 ha südlicher Wald, wenngleich diese teilweise tatsächlich nur ein einfacher Kiefernwald ist, für das Krankenhaus weichen muss, aber der obere ist dann immerhin dauerhaft geschützt. Daher zielen wir auf eine vertragliche Vereinbarung ab, die sicherstellt, dass vor einem endgültigen Baubeschluss, der nicht vor 2024 zu erwarten ist, keine Rodungsmaßnahmen stattfinden dürfen.“
Lutz Abruszat, Mitglied für die CDU im Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken weist dabei noch auf eine weitere Zielsetzung hin: „Die Entscheidung dafür, in den Krankenhausbau eine Erholungsfläche einbauen zu wollen, ist auch gemeinsam damit gefallen, dass der Bau sowie auch ein Parkhaus möglichst kompakt und mehr in die Höhe als in die Breite gehen sollen, um Flächenfraß zu vermeiden. Damit sollen die 10 ha Fläche, die für den Krankenhausbau geplant waren so genutzt werden, dass sich die Klinik mit den notwendigen Nebengebäuden und der Wald die Fläche gemeinsam teilen. Der Erholungswald ist sozusagen die einzige Abteilung, die bewusst in die Breite gehen soll. CDU und Grüne möchten zugleich an den 6 ha Erweiterungsfläche festhalten, da diese langfristig benötigt werden. Genaueres zu den Umsetzungsmöglichkeiten in der Praxis lassen sich allerdings erst sagen, sobald erste Entwürfe von Architekten vorliegen, denen diese Zielsetzungen als Rahmenbedingungen für die Ausarbeitung vorgelegt werden.“
Positiv heben beide Fraktionen am Grundstück Gabelhorst hervor, dass es sehr innenstadtnah und fußläufig zu einem Bahnhof liege, beides sind für Gäste und Patienten ideale Bedingungen. Cornelia Schmelzer hebt noch einmal hervor: „Bereits in der Kreistagssitzung im Juni wurde beschlossen, dass im Falle der Wahl des Gabelhorst-Grundstücks die Bäume nicht nur nach den gesetzlichen Vorschriften durch Ersatzflächen kompensiert werden, sondern eine Überkompensation vorgenommen wird. Natürlich ist ein Erhalt aller Bäume erstrebenswert, aber alle anderen Grundstücke waren entweder gar nicht zu haben oder boten deutlich schlechtere Bedingungen.“ Siegfried Gutsche, medizinpolitischer Sprecher der grünen Kreistagsfraktion verweist nochmal auf den Charakter des zur Debatte stehenden Gebäudetyps: „Es handelt sich bei einem Krankenhaus nicht um irgendein Verwaltungsgebäude oder Privathaus, da hätte eine Sanierung gereicht. Es handelt sich um ein zukünftiges medizinisches Zentrum, an das aus Patienten- und Personalsicht hohe bauliche und medizinische Qualitätsanforderungen gestellt werden müssen.“